KASBAH: Gästehäuser für die documenta XII

KASBAH ist der Titel eines trinationalen studentischen Wohnprojektes der Kunsthochschule KASsel, der Hochschule für Gestaltung und Kunst BAsel und der University of Art and Design Helsinki. Was im Sommersemester 2006 als fiktive Aufgabenstellung im Rahmen eines Workshops begann, wurde im Wintersemester 2006/2007 zur realen Absicht: Gästehäuser für die documenta XII.

Thema und Idee des Projektes war die experimentelle Entwicklung von Raumvisionen an der Schnittstelle zwischen Möbel und Architektur: Wie entsteht Raum? Wie wirken unterschiedliche Raumproportionen auf den Nutzer? Welche minimalen Mittel erzeugen Raum? Wann bilden Möbel Räume? Welche architektonischen Funktionen können Möbel übernehmen? Vor diesem Hintergrund planten und bauten wir mit Studierenden, externen Helfern und Förderern auf dem Gelände der Kunsthochschule Kassel vier Unterkünfte.

Haus Liane

Der Kassler Beitrag – Haus Liane – wurde als einziges Gebäude für eine permanente Nutzung ausgelegt und wird nun von Studierenden der Kunsthochschule während der Sommermonate als Raumlabor und kleine Galerie genutzt. Das Hauses wurde experimentell in Brettstapelbauweise errichtet. Das leicht zu verarbeitende Material Holz und die handwerklich einfache Konstruktion ermöglichten die Herstellung des Bauwerks im Selbstbau.

Haus Maarit

Der Beitrag der finnischen Studierendengruppe der University of Art and Design Helsinki beschreibt die archaische Form eines Hauses und weckt durch seine Fassadenverkleidung Assoziationen an einen finnischen Birkenwald. Nur durch schmale, von Außen kaum wahrnehmbare Schlitze in den Wänden fällt Licht ins Innere des Hauses, sodass im Inneren die atmosphärische Wirkung einer Scheune entsteht.

Haus Meret

Haus Meret ist der Beitrag der Studentin Meret Tobler, die in einem Container ihr Zimmer in der Schweiz nachgebildet hat. Alle für eine Übernachtung notwendigen Möbel und Gegenstände sind real vorhanden, die persönlichen und privaten Dinge existieren rein als zweidimensionale Kopie an den Wänden. So entstand eine überraschende Überlagerung von Abbild und Original, eine Verschmelzung von Illusion und Realem.

Haus Jürg

Ebenfalls aus der Schweiz stammt Haus Jürg, ein Baumzelt, das zur Übernachtung hoch in den Bäumen einlädt. Mit Surfsegeln bespannte Aluminiumskelette bilden Schlafkapseln, die, ausgestattet mit einem komfortablen Bett, für je eine Person Platz bieten. Eine speziell entwickelte Halterung ermöglicht die schadfreie Befestigung der Konstruktion an einem Baumstamm.

Als Alternative zum teuren Hotel oder der Jugendherberge wurden die Bauten während der documenta XII an Gäste vermietet. In den 4 Gebäuden konnten täglich bis zu 14 Gäste beherbergt werden. Auch die Bewirtschaftung übernahmen die Studierenden selbst. Zum Service gehörte neben Bettwäsche und Zimmerreinigung ein länderspezifisches Frühstück.